Andreas Kirschke für die Sächsische Zeitung (Hoyerswerdaer Tageblatt am Montag, 27. Januar 2014)
Posaunenchor-Leiter aus dem gesamten Kirchensprengel Görlitz tagten im Martin-Luther-King-Haus
Hoyerswerda. Mit einem kurzen Grußblasen erfreuten sie nach der Mittagspause. „316 Vorspiel Choral“, rief Maria Döhler, seit 2010 Landesposaunenwartin für die schlesische Oberlausitz und Südbrandenburg, die Teilnehmer auf. Mit „Lobet den Herrn“, „Nun danket alle Gott“, „Wunderbarer König“, „Großer Gott, wir loben dich“ und weiteren Liedern musizierten Posaunenchor-Leiter aus dem Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz und dem Kirchenkreis Senftenberg / Spremberg Sonnabend vor dem Martin-Luther-King-Haus. Und das bei minus elf Grad…. Den größten Teil ihrer Tagung sowie die Mitgliederversammlung des Vereins zur Förderung der Posaunenchorarbeit in der schlesischen Oberlausitz verbrachten sie jedoch lieber drin.
Wir wollen uns musikalisch weiterbilden. Es ist auch eine geistliche Zurüstung. Die Versammlung heute Morgen begann mit einer Andacht“, unterstrich Maria Döhler. „Vor allem jedoch geht es um den Austausch von Erfahrungen und Informationen.“ Einblicke gewannen die Leiter ins neue „Bläserheft für Kirchentage V“. Der Evangelische Posaunendienst Deutschland e. V. und der Deutsche Evangelische Kirchentag geben es gemeinsam heraus. „Sie übernehmen damit wie schon 2009 gemeinsam Verantwortung für den Bereich neuer Literatur für Posaunenchöre“, heißt es im Heft. Es enthält Choralsätze von Johann Sebastian Bach, Lied-bearbeitungen, Vorspiele, Begleitsätze, Instrumentalmusik alter Meister und zeitgenössischer Komponisten sowie Arrangements zu Spirituals und Gospels. Der Großteil ist für diese Herausgabe neu entstanden und erstmals veröffentlicht. Gezielt bietet das Heft damit Möglichkeiten der Gemeindebegleitung an. „Wir befassen uns auch mit der musikalischen Erarbeitung neuer Gesangbücher wie zum Beispiel ´Singt Jubilate´“, sagte Renate Pissang, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Posaunenchorarbeit. 61 Mitglieder gehören ihm aktuell an. Seit 2009 besteht er. „Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude“, heißt sein tiefer Anspruch. Der Förderverein unterstützt die Bläserarbeit vielfältig. Unter anderem kann er mit Instrumenten aushelfen. „Wir verstehen die Posaunenchorarbeit als eine wunderbare generationsübergreifende Aufgabe, die Gemeinschaft stiftet, Gemeinde belebt und unseren Glauben weit hörbar bezeugt“, verdeutlichte die Vorsitzende. „Die Vielfalt klassischer und moderner Bläsermusik soll in unseren Gottesdiensten und bei verschiedenen Anlässen immer wieder zu hören sein.“
Renate Pissang selbst spielt seit 46 Jahren Trompete. Heute engagiert sie sich im Posaunenchor der Frauenkirche Görlitz. Er gehört zur Innenstadt-Gemeinde. Voriges Jahr feierte er 60jähriges Bestehen. Derzeit blasen im Chor 15 Mitglieder. Die meisten sind zwischen 16 und 75 Jahren alt. Zwei Jüngere, Zwölfjährige, fangen gerade erst an. Neulinge zu werben und zu halten, ist nicht einfach, so Renate Pissang. Sie brauchen vor allem Ausdauer, Geduld, Freude an der Musik und am Musizieren und einen starken Willen. Sie sollten gerade auch zu wichtigen Kirchenfeiertagen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten einsatzbereit sein. „All das ist jedoch erlernbar. Wo ein Wille ist, dort findet sich auch ein Weg“, meinte Jana-Eva Scholz, Leiterin des ökumenischen Posaunenchors Wittichenau. „Jeder Chor ist anders.“ Der Wittichenauer besteht bereits seit 1953. Aktuell gehören ihm acht Mitglieder an. Neue Mitglieder sind willkommen. „Bei mir liegt die Tradition in der Familie. Zusammen blasen ist ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis als Familie“, meinte Sybille Baberowski, Leiterin des Posaunenchors der Evangelischen Kirchengemeinde Kroppen (bei Ortrand). Seit 1972 besteht der Chor. Aktuell gehören ihm zwölf Mitglieder an. Darunter sind auch zwei Anfänger. Sybille Baberowski selbst spielt Trompete. Ihr Sohn David, Ehe-Mann Roland und Vater Lothar Kirschke blasen Posaune. Ihr Sohn Justin wiederum lernt Trompete. „Wir sehen unseren Posaunenchor als Aufgabe und als Verantwortung für unsere Kirchengemeinde“, unterstrich die Leiterin Sonnabend im Martin-Luther-King-Haus. Viel Stärkung und neue Zuversicht nahm sie aus der Tagung und aus der anschließenden Jahres-Mitgliederversammlung des Fördervereins mit. „Es ist wichtig, Erfahrungen auszutauschen. Es ist wichtig zu hören, wie andere Chöre ihre Posaunenarbeit organisieren. Ich höre vor allem viel zu“, meinte Sybille Baberowski. Als langfristige Termine merkte sie sich wie die anderen Teilnehmer außer den Weiterbildungen auch den Landesposaunentag am 11. Juli 2015 in Rathenow und den Zweiten Deutschen Evangelischen Posaunentag vom 3. bis 5. Juni 2016 in Dresden vor. Besonderer Höhepunkt dieses Jahr sind die Christlichen Begegnungs-tage vom 4. bis 6. Juli in Wrocław. Bernd-Johannes Alter, vor Maria Döhler 35 Jahre Landesposaunenwart, bat um rege Teilnahme der Lausitzer Posaunenchöre. „Die evangelische Kirche in Polen ist eine Minimalkirche. Sie hofft sehr auf Außenwirkung“, unterstrich er. „Das geschieht nicht nur durch Plakate, sondern auch durch Posaunenchöre.“